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Geschrieben von Super User
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Von Rolf Hantel
Höflich öffnet der junge Mann die
Eingangstür des Sport- und Tanzinternats. Und was fällt einem sofort auf: Der
Max ist aber dunkel geworden. "Och" , schmunzelt Max Rendschmidt, der
normalerweise strohblond daher kommt, und fährt sich durch das raspelkurze
Haar: "Die sind nur ein bisschen gefärbt." Auch die Nationalmannschaft der
Kanuten pflegt eine Tradition, dass die Frischlinge in ihren Reihen "getauft"
werden. Ein deftiger Spaß “ zumindest für die Crew, die dem für den Betroffenen
nicht immer ganz so angenehmen Ritual beiwohnt. Egal, der 19-Jährige gehört nun
dazu. Der kleine Max, ist man versucht zu sagen, kämpft ab sofort gegen die
Großen “ und mit Groß. Denn bei den Kanu-Weltmeisterschaft, die in drei Wochen auf
der Regattabahn in Duisburg-Wedau ausgetragen wird, startet er mit seinem
Berliner Partner Marcus Groß (24) im Zweierkajak über 500 Meter und 1000 Meter.
Und das jeweils als Europameister wohlgemerkt.
Der WM-Endlauf ist Pflicht
Als hätte ein Außenborder
geholfen, so flott ist Max Rendschmidt in die internationale Spitze gepaddelt.
"Der Endlauf bei der WM ist Pflicht" , sagt der Kanute nach seinem Doppel-Coup
selbstbewusst. Dabei war zunächst die U23 als Zwischenstation vorgesehen. Doch
bei der EM im portugiesischen
Montemor-o-Velho hat das Duo vorgelegt und mehr als nur eine
Duftmarke gesetzt. Dabei sitzen die Beiden erst seit einem Jahr gemeinsam in
einem Boot. "Ein glücklicher Zufall" , sagt Rendschmidt heute. Der Vierer sei
nicht so gelaufen, also wurde die beiden Kanuten in den Zweier abkommandiert.
Und da ging die Post ab. Es lief. Beim Weltcup in Racice haben Rendschmidt/Groß
auf Anhieb über 1000 Meter gewonnen. Und danach zweimal Gold geholt beim
kontinentalen Entscheid. "Die WM in Duisburg ist erst unser vierter Wettkampf
überhaupt."
So schnell kann das gehen. Vor
sechs Jahren ist Rendschmidt aus Bonn nach Essen gekommen, weil sein
Heimatverein Blau-Weiß Rheidt ("bei Bonn am Rhein ein paar Meter um die Kurve" )
den sportlichen Ambitionen des ehrgeizigen Talents in der Förderung nicht mehr
gerecht werden konnte. Die Titel im Nachwuchsbereich holte Rendschmidt noch im
Rheidter Trikot, erst 2012 schloss sich der Junioren-Weltmeister der KGE an.
Der junge Bursche trainierte am Bundesstützpunkt am Baldeneysee und fand ein
Quartier im Sportinternat in Rüttenscheid, das damals gerade eingeweiht worden
war. Die Familie sah er nur noch an den Wochenenden.
Internat-Geschäftsführer Horst
Melzer kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. "Max war damals mit Abstand
der jüngste Bewohner. Ein sehr angenehmer Mensch, kollegial und zuvorkommend."
Dreier- oder Zweierzimmer? Kein Problem. Essen aus der Großküche? Kein Problem.
Der Junge ist unkompliziert und war schon in jungen Jahren erstaunlich
selbstständig. Melzer erzählt, dass sein "Mieter" eine weitere,
außerordentliche Fertigkeit besitzt: Er kann bügeln. "Das kam natürlich
besonders gut bei den Mädchen an" , sagt der "Herbergsvater" mit breitem
Grinsen. Rendschmidt fügte sich bestens ein und zeigt noch heute Respekt vor der
Hausordnung. Als er im Foyer des Internats nur so fürs Foto mal die Füße
entspannt auf den Tisch legen sollte, ziert er sich ein wenig. Das sei hier
nicht erwünscht.
Max Rendschmidt hat sich in
diesem Haus der Talente stets wohl gefühlt. "Es hat sich auf jeden Fall
gelohnt, hierher zu kommen. Ich bin von allen Seiten immer und sehr gut
unterstützt worden." Natürlich auch von der Elsa-Brändström-Realschule, die er
besucht hat. Fürs Abi fehlte ihm irgendwann die Motivation. "Schule und Sport" ,
sagt er, "das hatte irgendwann nicht mehr funktioniert. Vom Kopf her." Gerade
in den Wintermonaten hatte er kaum noch Lust, nach dem harten Training noch die
Nase in die Bücher zu stecken und zu lernen.
Rio 2016 ist das große Ziel
Seit knapp einem Jahr hat der KGE-Athlet eine Ausbildung im
mittleren Dienst bei der Bundespolizei begonnen, wie so viele seiner
Kanu-Kollegen zuvor. Über vier Jahre lang von September bis Dezember wird er in
Kienbaum bei Berlin im Dienst sein. Dort, wo auch das Bundesleistungszentrum
steht. Das trifft sich gut, in den anderen Monaten widmet er sich dem
Leistungssport. Die Olympischen Spiele 2016 in Rio sind das große Ziel.
"Irgendwann danach will ich aber studieren und bei der Bundespolizei in den
gehoben Dienst aufsteigen" , betont der 19-Jährige.
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