Rio ruft

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Für die deutsche Kanu-Flotte und die Essener Kanu-Asse um Max Hoff und Max Rendschmidt geht es schon intensiv in die Vorbereitung der Olympiasaison

Essen Hauptbahnhof, am frühen Dienstagmorgen. Es ist noch stockdunkel und wenig betriebsam. Am nahezu leeren Gleis steht Max Hoff und wartet auf den ICE, der ihn nach Frankfurt zum Flughafen bringen soll. Von Frankfurt aus geht es dann in Richtung Florida/USA, wo mit der gesamten deutschen Kanu-Flotte das erste Warmwasser-Trainingslager der Olympiasaison auf dem Programm steht. Ein Unterfangen das zu Beginn ganz im Zeichen des Streiks der Flugbegleiter, ab heute auch auf den Fernstrecken in Richtung Orlando, steht. Aus dem so mit 7 Stunden geplanten Direktflug wird eine Flugreise mit drei Zwischenlandungen und Aufenthalten von insgesamt mehr als 16 Stunden. Für viereinhalb Wochen stehen in Indian Harbour Beach an der Ostküste Floridas jede Menge Paddelkilometer und intensive Athletikeinheiten auf dem Trainingsplan. "Seit offiziellem Saisonbeginn im Oktober bis zum Jahresende sollte man schon gut 2000 Kilometer gepaddelt haben" , erklärt Max Hoff dabei auch die Notwenigkeit der Trainingslager in warmen Gefilden. Und da anschließend bis zur Wettkampfsaison noch einige Trainingslager mit vielen weiteren Wasserkilometer hinzukommen müssen, geht das Leben aus dem Koffer in der Olympiavorbereitung auch im neuen Jahr weiter. Nach einer zweiwöchigen Maßnahme zum Skilanglauf in St. Moritz oder Athletiktraining in Kienbaum steht noch zwei dreiwöchige Maßnahmen erneut in Florida und Sevilla/Spanien an. Was somit rund 12 Wochen Trainingslager ausmachen, bevor es im April in die nationale Olympia-Qualifikation geht. Und die muss natürlich auch Max Hoff erst einmal überstehen, woran es aber bei normalem Verlauf ohne Verletzungen und Krankheit keine Zweifel gibt. Denn als mehrfacher Europameister, Weltmeister und Gewinner des Gesamtweltcups zählt der 33-jährige Essener zu den dominierenden Kanu-Solisten der vergangenen Jahre und zu den großen deutschen Hoffnungen in Rio. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille im 1.000m-Einerkakaj in London möchte er sich in Rio einen weiteren Traum erfüllen. "Alle in der Mannschaft sind super motiviert, auch wenn es in den kommenden Monaten sehr hart werden wird. Aber es ist Olympia-Saison. Das ist das größte" , kann auch Max Hoff es kaum erwarten, dass es los geht mit der ganz intensiven Phase. Für ihn geht es nicht unbedingt darum, mehr zu trainieren, sondern "noch konzentrierter und bewusster. Noch ein paar Feinschliffe hinzuzufügen" . Auch mehr Abwechslung in die langen Trainingslagerphasen einzubauen und bei Laune zu bleiben, lautet seine Devise. Dazu werden schon nach Florida Mannschaftsboote mitgenommen. Ferner wird sich Fernando Pimenta (Portugal) in Florida ein Dauerkonkurrent von Hoff der deutschen Gruppe anschließen. Eine Maßnahme, die Max Hoff sehr begrüßt. "Denn Fernando ist ein ganz feiner Kerl, mit dem ich keinen Stress bekommen werde. Ich sehe es auch nicht so, dass man mit einem gemeinsamen Training den anderen stärkt, sondern auch sich. Das kann ganz positiv sein, sich der internationalen Konkurrenz schon im Training zu stellen" . Erstmals reist auch ein eigener Koch mit den Kajak-Herren; wodurch die doch teilweise aufwendige Selbstverpflegung zwischen den Trainingseinheiten entfällt. Auch wenn Max Hoff in den letzten beiden Jahren in der Saison Seriensieger war, schrammte er bei den Höhepunkten der WM an einer Medaille vorbei. "Aber ich habe auch aus diesem Jahr noch etwas mehr gelernt und weiß, worum es geht. Es geht jetzt darum, sich so vorzubereiten, dieses eine Rennen so zu fahren, wie man es kann. Und ich kann es, davon bin ich nach wie vor überzeugt" , zeigt sich Max Hoff voll motiviert. Sein Focus liegt natürlich für Olympia auf dem Start im 1.000m-Einerkajak. Dies hat klare Präferenz für ihn. Eine weitere Option aber könnte ein Start im 1.000m-Viererkajak sein. Da bei der diesjährigen WM nicht alle Quotenplätze erreicht wurden, werden in Rio nur fünf Kajak-Herren in die olympischen Rennen gehen können. Und der Vierer als letztes Rennen über die Olympiastrecke gehen wird, wird dieses Boot auch sicher gefahren. "Und da möchte ich dabei sein, denn dieser Vierer sollte eine reelle Chance haben, mitzumischen. Das wäre dann die Olympia-Zugabe!" Der Weg nach Rio aber ist noch lang. Doch konkrete Formen hat er spätestens seit Dienstag für Max Hoff am Essener Hauptbahnhof angenommen.